Mit der Rubrik „Vier Fragen an …“ möchten wir unterschiedliche Meinungen und Einstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zum Thema Zivilcourage vorstellen und haben eine ganze Reihe an wichtigen Partnern und Experten befragt. Heute stellt sich Hanne Kleinemas vom Haus am Maiberg, der Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, den Fragen der Zivilen Helden.
- Was sind zivile Held*innen für dich? Was machen sie aus?
Zivile Held*innen machen deutlich, dass Diskriminierung und Gewalt keinen Platz auf der Welt und in unserer Gesellschaft haben. Je nach Situation machen sie das laut oder leise, groß oder klein. Denn manchmal ist es durchaus effektiv mit Humor einer Hassbotschaft zu begegnen ohne dies in die nächste Zeitung zu setzen oder in Social Media zu posten. Denn diese kleine, humorvolle Reaktion bringt vielleicht die entsprechende Person zum Nachdenken. Und manchmal ist es z.B. wichtig, die menschenfreundliche oder demokratische Meinung laut, deutlich und öffentlich zu machen, damit sie ihre Wirkung entfaltet und mehr Menschen merken, dass Menschenrechte wichtig sind und Diskriminierung und Gewalt gar nicht gehen. In jedem Fall ist es entscheidend, nicht nur zu beobachten und abzuwarten, sondern (den inneren Schweinehund zu überwinden) zu handeln.
- Was macht die Politische Bildung und wie kann sie ein Beitrag für zivilcouragiertes Handeln sein?
In der Politischen Bildung, in der das Haus am Maiberg aktiv ist, geht es darum, den Teilnehmenden unterschiedliche Sichtweisen auf ein Thema zu ermöglichen, um so eine eigenständige differenzierte Meinungsbildung zu ermöglichen. Dabei bin ich und sind wir nicht „neutral“, denn wir legen u.a. ein Menschenbild mit der unantastbaren Würde eines jeden Menschen sowie das Solidarprinzip unserer Arbeit zu Grunde.
- Wie können Menschen erreicht werden, sich für Menschenrechte und Demokratie einzusetzen?
Die Herausforderung in unserem Arbeitsfeld ist es, die Teilnehmenden und ihre Meinung genauso ernst zu nehmen wie die gerade beschriebene Grundhaltung.
Auf diese Weise möchten wir sie nicht nur zur Meinungsbildung, sondern auch zum Handeln bewegen, ein Handeln für andere Menschen und Demokratie. Denn erst durch die Beteiligung in Gesellschaft und Politik kann jede*r Einzelne etwas verändern. Vielen wird dies vor allem dann klar, wenn sie sich als selbstwirksam erleben.
- Ist zivilcouragiertes Handeln heute besonders wichtig?
Ich würde nicht sagen, dass zivilcouragiertes Handeln heute besonders wichtig ist. Blicke ich in die Vergangenheit zurück und wage ich ebenso einen Blick in die Zukunft, war, ist und wird es besonders wichtig sein. Denke ich an diktatorische und andere Unterdrückungssysteme, wie das Dritte Reich und Sklaverei, war es schon immer wichtig zivilcouragiert zu handeln, um auch im Alltag Diskriminierungen die Stirn zu bieten sowie mehr Menschenfreundlichkeit zu schaffen. Eine Kultur des Hasses, der Überlegenheit und des ideologischen Extremismus kann sich vor allem dann manifestieren, wenn wir ignorant sind und wegschauen. Aus diesem Grund war, ist und wird es besonders wichtig sein, zivilcouragiert zu handeln.
Von Günther B.